Mit
Häuptling wird ein – vermeintlich oder tatsächlich – führendes Mitglied einer Gesellschaft ohne ausgeprägtes Staatswesen
(einer Stammesgesellschaft oder eines Häuptlingstumes) bezeichnet. Im Zuge des
Kolonialismus hatten die Europäer diese Bezeichnung als undifferenzierten Sammelbegriff für die angeblich höchstgestellte Person innerhalb der sehr
unterschiedlichen Herrschaftsformen der Eroberten eingeführt. Dies geschah vor allem, um die unbekannten Sozialstrukturen der Fremden an Bekanntes (Heerführer, Fürsten, Könige usw.) anzupassen; aber auch, um bestimmte Personen zur kollektiven Verantwortung ziehen zu können. Obwohl Status, Autorität und Machtbefugnisse eines „Häuptlings" je nach Ethnie vollkommen unterschiedlich waren und sind, wird der Begriff immer noch verwendet.