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Naturvolk
Mit dem Sammelbegriff „Naturvölker“ werden bestimmte nicht-industrialisierte Kulturen außerhalb der westlichen Welt sowie alle historischen Lebensverbände von Menschen vor dem Beginn der Zivilisation bezeichnet. Die nähere Bestimmung und die Verwendung der Bezeichnung ist abhängig vom jeweiligen Zusammenhang:
  1. Die gegenwärtige Ethnologie hat sich von dem ursprünglichen Fachbegriff distanziert, da er mittlerweile als veraltet, uneinheitlich oder abwertend (pejorativ) angesehen wird. Im späteren 19. Jahrhundert wurde der Begriff zur Abgrenzung der angeblich überlegenen, europäischen „Kulturvölker“ von „primitiven“ – weil angeblich kulturlosen – Völkern benutzt (siehe auch: Eurozentrismus). Die so genannten „Naturvölker“ waren in dieser Zeit die bevorzugten Forschungsobjekte der deutschen Völkerkunde. Mit steigendem wissenschaftlichen Verständnis für fremde Kulturen erhielt der Begriff jedoch eine neutralere Bedeutung; man benutzte ihn, um nicht mehr von wilden, kulturlosen Völkern sprechen zu müssen. Stattdessen trat im 20. Jahrhundert das Verhältnis dieser Menschen zu ihrer Umwelt in den Vordergrund: Zuerst im Sinne einer (angeblich) „geringeren Naturbeherrschung“ (bei Richard Thurnwald),, später ohne pejorative Nebenbedeutung als Sammelbegriff für traditionell subsistenzorientierte Jäger und Sammler, Feldbauern und Hirtennomaden. Die frühere Assoziation zu „kulturlosen Völkern“ wurde jedoch nie vollständig überwunden..
  2. Als konventioneller Oberbegriff für „nicht-industrialisierte Gruppen abgelegener Wildnisregionen mit naturverbundenen Versorgungsstrategien“ wird die Bezeichnung außerhalb der ethnologischen Wissenschaft weiterhin verwendet. Diese ökologisch-ökonomische Bestimmungskomponente spielt bei der Mehrzahl der heutigen Verwendungen die entscheidende Rolle (siehe: „Naturvolk“ als populäre Bezeichnung).

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